Entwicklung

In Japan entwickelten sich landwirtschaftliche Solidargemeinschaften Mitte der 1960er Jahre unter dem Namen Teikei (auf dt. „Partnerschaft“)ix. In Europa wurde das Konzept zum ersten mal 1978 in der Nähe von Genf in der Schweiz umgesetztxi. Von Europa wurde die Idee in die USA gebracht, wo 1986 die ersten CSA-Höfe gegründet wurdenxii. Einer der Entwickler, Trauger Groh, brachte das weiter ausgereifte Konzept zurück auf den Buschberghof (Nähe Hamburg), wo 1988 die erste deutsche Solawi entstandxiii. Der Buschberghof verwendete den Begriff der Wirtschaftsgemeinschaft. Weitere Höfe folgten unter anderem unter dem Begriff Selbstversorgergemeinschaft. In den letzten Jahren ist die Zahl der Solawi-Höfe und -Gärtnereien in Europa stark gewachsen: 2013 gab es in Frankreich 2000 AMAP (Association pour la maintenance de l’agriculture paysanne, dt. „Verbrauchervereinigung für die Beibehaltung der bäuerlichen Landwirtschaft“) und in Italien 1700 GAS (Gruppi di Acquisto Solidale, dt. „Solidarische Einkaufsgruppen“)xiv. 2004 wurde in Aubagne in Frankreich das internationale Netzwerk der CSAs gegründet: Urgenci („An Urban – Rural Network: Generating new forms of Exchange between Citizens“, auf dt. „Ein städtisch – ländliches Netzwerk: Entwicklung neuer Formen des Austausches zwischen Bürgern“). In Deutschland entstand 2011 ein Netzwerk, welches den Namen Solidarische Landwirtschaft entwickeltexv.

Davon unabhängig wurden viele Solidarhöfe in Europa durch die Anthroposophie Rudolph Steiners inspiriert und arbeiten nach den Richtlinien der biologisch-dynamischen Landwirtschaftii .

Hintergründe

Rudolf Steiner hat in seiner Schrift »Geisteswissenschaft und soziale Frage« (1905) das »soziale Hauptgesetz« formuliert: »Das Heil einer Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen ist um so größer, je weniger der einzelne die Erträgnisse seiner Leistungen für sich beansprucht, das heißt, je mehr er von diesen Erträgnissen an seine Mitarbeiter abgibt, und je mehr seine eigenen Bedürfnisse nicht aus seinen Leistungen, sondern aus den Leistungen der anderen befriedigt werden.« In gewisser Weise ist dies in einer arbeitsteiligen Wirtschaft insofern teilweise bereits realisiert, als jeder Berufstätige Leistungen »für andere« erbringt. Darüber hinaus wird jedoch von Steiner das »Beanspruchen« der Erträgnisse der eigenen Leistungen für sich selbst problematisiert. Im Folgenden erläutert und präzisiert Steiner die Konsequenzen: »Alle Einrichtungen innerhalb einer Gesamtheit von Menschen, welche diesem Gesetz widersprechen, müssen bei längerer Dauer irgendwo Elend und Not erzeugen.« […] »Worauf es also ankommt, das ist, dass für die Mitmenschen arbeiten und ein gewisses Einkommen erzielen [;] zwei von einander ganz getrennte Dinge sind.«

Schon 1905 formulierte er damit Gedanken, die heute nicht nur innerhalb der Solidarischen Landwirtschaft aufgegriffen werden, sondern auch in den Diskussionen um die Trennung von Arbeit und Einkommen und der Forderung nach einem »Grundeinkommen«.x

 

Quellen:
ix       Kraiß, Katharina (2008): Community Supported Agriculture (CSA) in Deutschland; Bachelorarbeit;
Universität Kassel/ Witzenhausen; FB: Ökologische Agrarwissenschaften; 100 S. (vgl. hier S.12)      
x        van Elsen, Thomas; Kraiß, Katharina (2012): Solidarische Landwirtschaft: Community Supported
Agriculture (CSA) in  Deutschland. In: AgrarBündnis e.V. (Hrsg.): Der kritische Agrarbericht 2012:
         Schwerpunkt: Zusammen arbeiten – für eine andere Landwirtschaft. Konstanz (Abl Bauernblatt Verlag ),
         S. 59 – 64 (vgl. hier S.59 und Zitat S.60)
xi       Les Jardins de Cocagne [Zugriff am 27.11.2014]
xii      McFadden, Steven (2004): The History of Community Supported Agriculture, Part I. Community Farms
in the 21st Century:Poised for Another Wave of Growth? [Zugriff am 27.11.2014]
xiii    Buschberghof (3): Eine Utopie kommt zur Welt. [Zugriff am 27.11.2014]
xiv     Ugenci: Links. [Zugriff am 19.07.2013]
xv      Wild, Stephanie (2012): Sich die Ernte teilen… – Einführung in die Solidarische Landwirtschaft.
Heimsheim (Printsystem Medienverlag), 86 S. (vgl. S.13)

 

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